Die hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten in der Oberlausitz sind für uns als ehrenamtliche Initiative wichtige und verlässliche Partnerinnen. Sie wirken an der Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und bürgerschaftlichem Engagement. Gerade in ländlichen Regionen ist es nicht leistbar, diese Schnittstelle ausschließlich im Ehrenamt zu betreuen. Viele Vereine und Initiativen kennen die Schwierigkeit, ehrenamtliche Tätigkeit für verantwortungsvolle Rollen zu aktivieren. Damit würde eine Ehrenamtlichkeit der Gleichstellungsbeauftragten in Sachsen deren Abschaffung gleichkommen und verlässliche Ansprechpartner*innen für die verfassungsgemäße Gleichstellung von Frauen und Männern in unseren Kommunen in Gefahr bringen.
Das Frauen.Wahl.LOKAL Oberlausitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in der Oberlausitz für ein kommunalpolitisches Mandat zu gewinnen und zu stärken. Wir agieren seit 2018 sowohl überparteilich als auch über die Kreisgrenzen von Bautzen und Görlitz hinweg. Zu diesem Zweck bieten wir Weiterbildung, Vernetzung und Austauschmöglichkeiten für Frauen an, die sich für ein kommunales Mandat interessieren oder sich bereits in Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten engagieren.
Eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in politischen Entscheidungsgremien sichert die demokratische Vertretung der gesamten Bevölkerung. Die jüngsten Wahlergebnisse zeigen, dass es zur Ausgewogenheit noch ein weiter Weg ist. Der Frauenanteil im Bundestag ist nach der letzten Wahl auf 32,4 Prozent gesunken. In Sachsen sieht es noch schlechter aus mit 27,5 Prozent im Landtag, 19 Prozent in den Kreistagen und 22 Prozent in den Stadt- und Gemeinderäten. Frauen als Bürgermeisterinnen gibt es nur in 11 Prozent der sächsischen Rathäuser.
Politik im 21. Jahrhundert geht nur gemeinsam mit VertreterInnen aller Geschlechter, nicht über deren Köpfe hinweg. In Zeiten des schwindenden Vertrauens in staatliche Institutionen und politische Prozesse braucht es dringend einen größeren Anteil von Frauen in Entscheidungsgremien. Dies dient nicht nur der Repräsentanz weiblicher Lebenswirklichkeiten, sondern auch der Qualität der Debatten und Entscheidungsfindung. Nicht zuletzt ist es im ländlichen sächsischen Raum auch eine Frage des Fachkräftemangels, der eine Begeisterung der Frauen für verantwortungsvolle politische Ämter erforderlich macht. Unser Engagement braucht dringend unabhängige Akteurinnen im Hauptamt.
